Von der Hand in den Mund | Mahonien-Marmelade selbstgemacht


Ich kenne eigentlich keinen Menschen, der jemals auf die Idee gekommen wäre Mahonien zu verarbeiten. Meistens werden diese Sträucher in Vorgärten oder am Wegesrand angepflanzt, weil sie so pflegeleicht sind und dazu noch immergrün. Im Frühling gelbe Blüten, die sich im Sommer in dunkelblaue Trauben verwandeln. Dazu diese glänzenden grünen Blätter, die sich irgendwann im Herbst ins Rötliche verfärben, was wirklich toll aussieht! Aber Wildpflanzen wären keine, wenn sie nicht robust wären. Leider sind die Blätter ziemlich stachlig, weshalb ich mich in der Erntezeit immer mit Gartenhandschuhen bewaffne, damit meine Hände und Arme nicht total zerkratzt aussehen.


Die Mahonien-Marmelade habe ich schon letztes Jahr gemacht und einfach alle {vor allem meine Mutter}, waren von ihr so begeistert, dass sie auch ziemlich schnell alle war. Ich finde es eigentlich immer noch ziemlich unfassbar, dass quasi fast jeder so einen Strauch vor der eigenen Haustüre oder zumindest 100 Meter weiter an irgendeiner Grünstelle mitten in der Stadt stehen hat und keiner weiß, dass man so günstig nie wieder an super leckere Marmelade herankommt, die es ja noch nicht einmal zu kaufen gibt!!! Wie geht das? Wir sind alle ziemlich verwöhnt vom Supermarkt um die Ecke, denn da gibt's ja auch alles. Warum also selber machen? Steht BIO drauf ist BIO drin, oder? Manche interessiert auch gar nicht, was da so alles drin ist - einfach rein damit in die Figur. Viele wissen gar nicht mehr zu schätzen, was manche Dinge für Arbeit machen: Brot backen, Butter herstellen, Marmelade kochen, etc. Denn die Endprodukte gibt es ja tausendfach um die Ecke zu kaufen. Deshalb wird in unserer Gesellschaft auch so viel weggeschmissen. Der Hüttenkäse, auf den ich letztens noch so Appetit hatte vergammelt zusammen mit den Oliven und dem Eisbergsalat, den ich ja eigentlich zum Abendbrot essen wollte im Kühlschrank. Sieht nicht mehr gut aus - weg damit. Das ist ziemlich verschwenderisch, wenn man bedenkt, dass der Kopfsalat über Monate wachsen musste, die Oliven mühsam gepflückt und entsteint werden und der Hüttenkäse natürlich erst einmal in Form von Milch aus der Kuh kommt. Ich könnte die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und schreien. Warum passiert sowas? Das hat natürlich wieder tief wurzelnde Ursachen und wenn ich mich da jetzt reinsteigere führt das zu weit. Nur eins: Zeit. Wir haben alle keine Zeit um Sachen selber zu machen, wodurch diese dann auch mehr geschätzt werden. Wir stellen unsere eigene Arbeit (Büro, Baustelle oder was auch immer) über alles andere und leben nicht mehr richtig. Wie auch richtig leben, wenn wir den ganzen Tag unserer Arbeit nachgehen, die meist gar nichts mit dem Leben zu tun hat, das wir uns eigentlich vorstellen. Leben ist nur noch so eine Nebenbei-Sache. Hauptsache Geld verdienen, um sich über Wasser zu halten oder um einfach Geld zu sammeln. Das was mir wichtig ist und wobei ich aufgehe, kann ich nur am Wochenende oder nach Feierabend erledigen, wenn ich eigentlich schon völlig k.o. bin. Das ist so schade. Deswegen versuche ich mich ein wenig mehr auf das Leben als solches zu besinnen. Dazu gehört, dass ich viel selber machen möchte, um das alles mehr zu schätzen. Und nein, ich bin keine verrückte Öko-Hippi-Tante, die von Hartz IV lebt und sonst nicht weiß, was zu tun, außer hier einen Blog zu schreiben. Ich bin Studentin {das macht es nicht besser, oder? Haha} und arbeite nebenbei in einem Call-Center. Auch ich muss mein Geld verdienen und auch bei mir gammeln ab und zu im Kühlschrank die Oliven.

Kurz abgeschweift. Aber wieder zurück zu Lück: Mahonien. {Danke Anke!} ... 
Eine unterschätze Pflanze, wie gesagt. Geerntet werden die Beeren im Juli-September, wenn sie schön prall und dunkelblau sind. Da die Mahonie ein Berberitzengewächs ist, schmecken ihre Beeren relativ sauer und sind im Rohzustand, wie bei Holunder, leicht giftig. Gekocht verliert sich ihr Gift und man kann daraus Saft herstellen, der dann in der Weiterverarbeitung zu Frucht-Gelee, Kompott oder Marmelade wird. Ursprünglich stammt diese Pflanze übrigens aus Amerika, wo man aus den Beeren Wein und Schnaps herstellt. Da habe ich mich allerdings noch nicht heran getraut. {Mir ist Marmelade dann doch irgendwie lieber.}

Mein Freund und ich sind letztens mit 2 großen Eimern bewaffnet losgezogen und haben bei uns im Stadtpark radikal abgeerntet. Nach ungefähr einer Stunde waren unsere Eimer voll und wir klitschnass geschwitzt. {Natürlich ist immer noch genug dran, falls sich andere daran verwollustieren wollen. Wie gesagt, die wachsen überall!}



Zu Hause hatte mein Freund dann die leidvolle Aufgabe die Beeren von den Stängeln zu lösen, und ich habe die dann erstmal grob abgewaschen. Noch nie hatte ich so viele Krabbeltiere in der Küche! Danach ging es für die Mahonien in mehreren Gängen in den größten Kochtopf den ich finden konnte - Deckel drauf und Feuer! Ab und zu habe ich sie dann mal durchgestampft, damit auch bloss nichts anbrennt. Es geht ja nur darum die Vakuolen in den Zellen zum Platzen zu bringen, damit im Endeffekt mehr Saft dabei herauskommt. Neben dem großen Kochtopf hatte ich dann noch einen Kleineren stehen mit der Flotten Lotte drüber, mit der ich die Beeren dann erstmal zermatscht habe. Räumt eure Küche vorher auf und stellt alles Weisse weit weg! Das ist eine Riesen-Sauerei sag ich euch. {Deshalb gibt's davon auch keine Fotos} ... Lange Rede, kurzer Sinn: Insgesamt habe ich mir 5 Liter Saft aus ca. 22 Liter Beeren erpresst. Eine Riesen-Ausbeute! So ... nach dieser langen Vorarbeit, kommen wir nun zum Marmelade kochen. Das Rezept dafür habe ich ursprünglich übrigens auf Chefkoch gefunden {hier} und nur ganz leicht abgewandelt, aber dazu komme ich noch.

Mahonien-Apfel-Traum | Mein Rezept:


Für 1 Liter Mahonien-Saft (ergibt ca. 12 Gläser) benötigt ihr:
  • 2 kg süßlich schmeckende Äpfel
  • 2 Bund frische Minze
  • den Saft von 2 Zitronen
  • 2 Pck. Gelierzucker 2:1
  • 2 TL Vanille-Aroma
  • Einmachgläser
Abweichend vom Originalrezept verwende ich hier lediglich 1 Päckchen Gelierzucker 2:1, da Mahonien von Haus aus viel Pektin enthalten, wodurch die Marmelade ja erst eindickt. Daher ist nicht so viel Zucker nötig. Gut für die Figur und die Marmelade ist dann weniger süß. Aber jeder wie er mag.




Die nervigste Arbeit an dem Ganzen {wenn man den Saft erstmal gewonnen hat} kommt jetzt: 2 Kilogramm Äpfel schälen, entkernen und klein schneiden. Das war beim ersten Anlauf natürlich wieder Arbeit für meinen Haussklaven alias mein Freund. Der Arme! Die klein geschnittenen Äpfel schmeißt ihr zusammen mit dem einen Liter Mahoniensaft, der kleingehackten Minze und dem Zitronensaft in den Topf, Deckel drauf und köcheln lassen, bis die Äpfel weich sind. Jetzt helft ihr am Besten mit dem Pürierstab nach, damit es eine homogene Masse ergibt. Danach gebt ihr das Vanillearoma und den Gelierzucker hinzu. Ich habe übrigens den Gelierxucker mit Xylit von xucker.de verwendet. Einfach, weil es gesünder ist. Xylit beugt Karies vor und schmeckt trotzdem genauso wie Zucker. Ist allerdings nicht ganz billig. Das Ganze kocht ihr auf und lasst es nicht länger als 4 Minuten kochen! Gelierprobe nicht vergessen! Dafür am besten einen kleinen Teller vor dem Kochen ins Gefrierfach legen und ab und zu einen Teelöffel heißer Marmeladenmasse daraufgeben und gucken, ob es geliert. Dann den Topf vom Herd nehmen und das Ganze zügig in Gläser abfüllen. Vergesst nicht die Gläser auf den Kopf zu stellen nachdem ihr sie zugeschraubt habt, damit diese auch luftdicht verschlossen sind! (;



Das war eigentlich schon der ganze Spuk. Da meine Mutter das ganze Jahr über diese Marmelade isst, die nun dank Xylit auch noch kalorienarm ist, friere ich mir immer ein paar Liter von dem Mahoniensaft ein, damit ich notfalls neue Marmelade nachkochen kann. Wenn ihr nicht gerade Xylit-Gelierzucker verwendet ist das Ganze auch echt billig. Ein super Geschenk für jeden eigentlich. Und da es diese Marmelade auch nicht zu kaufen gibt {ich habe sie jedenfalls noch nirgends entdeckt}, sogar ein Unikat! (;

Lasst es euch schmecken und bis zum nächsten Mal!

Eure Mareike.

Kommentare

  1. Hi ich koche Mahonien schon eine Weile. Ich habe ein Haus gekauft und der Vorbesitzer hat das Grundstück bepflanzt mit allerlei amerikanischen beeren und Kirschen. Alle irgendwie hübsch aber giftig. Ich habe da etwas ausgedünnt und bin bei der mahonie hängen geblieben. Neben Möhren und Hollunder ein wahrer Gesundheits Athlet. Seitdem koche ich keine Erdbeer Marmelade mehr. Mahonie ist so intensiv sieht toll aus, riecht beeindruckend gut und ist nicht so furchtbar süß. Die färben so extrem, das ich den gekochten Saft gern in yogurts Kremtorten Eis und Säfte mische. (nach dem Kochen als Eiswürfel eingefroren so easy zu portonieren).Sicher auch perfekt für cocktails als Hingucker und wie gesagt eben nicht so süß. Viele Grüße ein Fan

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    1. Hallo,
      bin gerade durch Instgram auf Mahoniemarmelade gestossen. Dann im www gesucht und Euch gefunden.
      Interessante Seite, die ich mir noch in Ruhe ansehen muss.

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  2. Die Mahonie ist eine nicht einheimische invasive Pflanze die sich, wie du schon festgestellt hast, leider unkontrolliert und sehr stark ausbreitet. Sie wächst leider überall und macht unsere heimische Pflanzenwelt und damit auch Tierwelt kaputt, weil diese die Pflanze nicht nutzen können und andere heimische nützliche Pflanzen an der Stelle nicht mehr wachsen können. Die einzigen Nutzer, die Honigbienen, die sich im Frühling daran tummeln sind Nutztiere und gehen auf einfach jede Blüte, sie sind es nicht die Schutz brauchen (Honigbienen sind auch nicht gemeint mit „rettet die Bienen“)! Die Mahonie zu hypen hat daher einen sehr bitteren Nachgeschmack.

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    1. Bei uns im Garten sind es überwiegend Hummeln die sich an die Mahonien wagen. Der Grund ist einfach, die Temperatur zur Blütezeit. Da fliegt noch gar keine Honigbiene!

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  3. Sehr interessant, das werde ich probieren!
    Auf dem Foto sieht die Fruchtmasse auf den Äpfeln eher aus wie geschnittene Erdbeeren ???? Davon ist nichts erwähnt! Die Farbe auf dem Brett sieht auch nach reichlich Erdbeere aus!???

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  4. Hab eine Frage...kann ich die ganze Beere in kleinen Mengen mit den Kernen zu einer Marmelade verarbeiten? Also nicht nur den Saft, sondern die ganze Frucht. Würde noch andere Beeren mit hinzufügen. Ich würde sozusagen die Fruchtmasse pürieren mit den enthaltenen Kernen. Wer hat damit Erfahrung?

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