Für die Kleinsten | Personalisierte Babydecke im Bobbelmuster häkeln
Endlich ist sie fertig! Freunde hatten bei mir eine Babydecke "bestellt" als Willkommensgeschenk für den Kleinen Bauchzwerg einer Bekannten. An dieser Decke habe ich circa 3 Wochen gesessen. Dazu aber später mehr. Zuerst ein kleiner Exkurs: Mir ist schon häufig aufgefallen, wie viele Leute auf Handgemachtes reagieren ... "Wie lange brauchst du dafür?" ... "Kannst du mir auch sowas machen?" ... "Wie viel kostet sowas?" ... "Ich könnte das nicht, dazu habe ich keine Geduld" ... Ich finde das ehrlich gesagt sehr schade. Kaum noch einer möchte heute eine Handarbeitstechnik erlernen. Das Meiste kann man ja kostengünstig irgendwo kaufen. Daher fallen auch viele aus allen Wolken, wenn man ihnen den Preis für das Selbstgemachte präsentiert. Denn der liegt meistens jenseits der gängigen Ladenpreise. Handgemachtes ist eigentlich unbezahlbar, da es meistens weniger materiellen, als ideellen Wert besitzt. Es hängen viel mehr Emotionen und Erinnerungen daran, wenn man seinem Kind sagen kann: "Diese Decke habe ich gemacht, als ich mit dir schwanger war", als wenn man sagt "Diese Decke hatten sie 3 Wochen vor deiner Geburt im Angebot bei H&M".
Leider ist Handarbeit heutzutage nichts mehr, womit man seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Daher kann man sich höchstens ein wenig dazu verdienen, wenn man denn neben dem regulären Job noch die Zeit hat dem Hobby bzw. {wenn denn welche hereinkommen} den Aufträgen nachzugehen.
Aber wie soll man Handarbeit vergüten? Ich habe mich im Internet mal schlau gemacht und folgende Formel gefunden:
Materialpreis x2+ aufgebrachte Zeit + persönlicher Gewinn = Großhandelspreis x2 = Verkaufspreis
(siehe: http://inescordes.com)
Wenn ich das für meine Decke durchrechne ergäbe sich bereits ohne die Zurechnung von aufgebrachter Zeit und den persönlichen Gewinn ein Verkaufspreis von 120€ ... WOW! Das fände selbst ich einen Hauch zu viel. Auch wenn sehr viel Arbeit und Liebe darin steckt.
Ich habe auch eine Seite gefunden, auf der darauf hingewiesen wird, dass auch die Werkzeuge und die dafür anfallenden Reparaturkosten im Preis berücksichtigt werden sollten. Das würde den Preis noch weiter in die Höhe treiben.
Ich habe selber noch keine adäquate und allgemein anwendbare Preisformel für mich gefunden. Meistens schaue ich das Stück an und wäge dann ab: Wie viel würde ich dafür zahlen, wenn ich das im Laden sähe? Wie viel ist es mir als Hersteller wert? Wie viel hat das Material gekostet? Für wen habe ich das gemacht? {Für Freunde oder für Fremde?} Und dann ergibt sich irgendwie ein Kompromisspreis. Wie dem auch sei ... vielleicht finde ich noch eine allgemeine Formel. Ich hatte auch schon im Sinn eine Art "Schmerzskala" wie im Krankenhaus zu erstellen. Meistens macht einem die Herstellung ja Spaß. Warum für etwas, dass man selber kaum als Arbeit oder Leistung empfindet, Geld verlangen? Mit dieser Skala könnte man subjektiv einschätzen, wie viel Arbeit das Produkt gekostet hat und anhand dieser könnte man dann einen Prozentsatz ablesen, den man auf den Materialpreis aufschlägt. Das könnte z.B. so aussehen:
Aber lassen wir den Preis mal beiseite und kommen zum ...
... Making of.
Mein Material:
- 4x Schachenmayr Baby Smiles Bravo Baby 185 - Farbe: apricot {01024}
- 4x Schachenmayr Baby Smiles Bravo Baby 185 - Farbe: pfirsich {01023}
- 4x Schachenmayr Baby Smiles Bravo Baby 185 - Farbe: coralle {01026}
- 1x Schachenmayr Baby Smiles Bravo Baby 185 - Farbe: weiß {01001}
- Häkelnadel in Stärke 2,5mm
- Stopfnadel
- Schere
- Stoff in der Größe deiner Wahl
- Mach dir einen Plan: Skizziere dir den Plan am besten auf ein kariertes Blatt Papier. Überlege dir, was alles auf die Decke und wie die Farbgebung sein soll.
- Die Größe: Vorausgesetzt, dass du die Wolle bereits hast, solltest du nun eine Maschenprobe anfertigen.
- Die Vorlagen: Wenn du vorab alles planen möchtest, solltest du dich nun um die Symbolvorlagen kümmern. Ich habe hierzu sehr viel bei Pinterest gefunden. Allerdings musst du die Vorlage an deine Maschen- und Reihenzahl anpassen. Am besten geht das in einer Excel-Tabelle. Ich habe mir die Spalten sehr schmal eingestellt, sodass 2 Zellen ein Quadrat ergeben. Den Fuß habe ich mir erstmal als Bleistiftskizze auf Papier gemalt und dann in die Excel-Tabelle übertragen und bei jeder zweiten Spalte die Farbe herausgelöscht, die anzeigt, dass hier ein Bobbel gehäkelt wird. Schieben und korrigieren kann man dann immer noch. Wichtig ist, dass ihr daran denkt, nach jedem Bobbel ein halbes Stäbchen zu häkeln, da es sich sonst wölbt. Und nicht jede Reihe ist eine Bobbel-Reihe. Da die Bobbel immer auf der dir abgewandten Seite erscheinen, musst du nach einer Bobbel-Reihe eine Reihe fester Maschen häkeln, um wieder an deine Ausgangsposition zu kommen. Eine Video-Anleitung für das Bobbelmuster findest du >HIER<.
- Los geht's! Schnapp dir deine Häkelnadel und arbeite deinen Plan ab!
- Zusammennähen: Setze deine Quadrate zu einer Decke zusammen. Dazu nimmst du am Besten eine Stopfnadel und die übrig gebliebenen langen Fäden, die noch an den Quadraten baumeln.
- Bordüre ja/nein? Ich habe einfach eine Reihe weiße halbe Stäbchen einmal um die Decke drumrum gehäkelt. {Dafür übrigens die weiße Wolle}
- Schau dir die Rückseite der Decke an: Sieht die schön aus? Oder sieht man die vernähten Fäden bzw. die Wulste, wo zwei Quadrate zusammengenäht wurden? ... Es liegt in deinem Ermessen: Wenn du möchtest kannst du noch ein Stück Stoff dahinter nähen. Die Anleitung für eine unsichtbare Naht von Hand findest du >HIER<. Vergiss nicht vorab den Stoff zu umsäumen. Ich habe dazu Nähpulver verwendet, dass die beiden Stofflagen durch Bügelhitze verbindet. Du kannst dich aber natürlich auch an die Maschine setzen (:
- Die restlichen Fäden vernähen.
- Meine Decke hat die Maße 90x90cm. Ich habe mit der Nähmaschine entlang der Quadrate noch einmal abgesteppt, damit der Stoff auch ordentlich sitzt.
- Auf eventuelle Fäden kontrollieren und fertig.
Was mich tatsächlich etwas geärgert hat war, dass ich die Decke locker auf den Boden gelegt und glatt gestrichen habe, bevor ich mit dem Zollstock daran bin, um sie auszumessen: 90x90cm. Ok. Stoff gekauft und umsäumt: 90x90cm. Und warum bitte passt dieser 90x90 Stoff nicht in die 90x90 Decke? Beim Annähen wurde ich fast wahnsinnig. Ich musste die Häkeldecke leicht raffen, damit am Ende vom Stoff nicht noch so viel Häkeldecke übrig ist. Ärgerlich. Aber das hängt sicher damit zusammen, dass die Häkelseite elastisch ist und der Stoff eben nicht. Shit happens. Durch Fehler lernt man. Aber die Decke sieht nun wirklich nicht unansehnlich aus, wie ich finde (:
Das Leben danach
Kennt ihr das? Ihr habt ein größeres Projekt beendet, was viel Zeit in Anspruch genommen hat und nun wisst ihr nichts mehr mit euch anzufangen. Wie, wenn man sich tagelang eine Serienstaffel nach der anderen angeschaut hat und plötzlich ist Schluss. Sommerloch.
Ich habe glücklicherweise immer noch ein paar andere unfertige Großprojekte rumliegen, wo ich immer wieder die Lust verliere. Deshalb werde ich erstmal an dieser Stelle fortsetzen, bis das nächste Projekt ins Haus steht. Irgendwie hat es mir jetzt die Nähmaschine angetan. Mal abwarten, was die nächste Baustelle wird (;
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